Das Thema der Woche: SIND WIR NICHT ALLE EIN BISSCHEN DIVERSITY?
Ein bekannter deutscher Agentur-Chef hat diese Woche mit einem öffentlichen Aufruf lautstark eine Gattungsmarketing-Kampagne für die deutschen Agenturen gefordert. Eine große inhabergeführte Agentur verteilt pressewirksam NFT’s an die eigenen Mitarbeitenden, um sie bei Laune zu halten. Am 31. Mai erinnert der GWA zum Diversity-Tag an seine Studie zum selben Thema und stellt erleichtert fest, dass „sich schon viel getan“ habe.
Sind Agenturen tatsächlich inzwischen so verrufene Arbeitgeber, dass selbst das steinalte Bonmot des französischen Star-Werbers Jaques Seguela, der seiner Mutter angeblich erzählte, er arbeite als Pianist in einem Bordell, um sich nicht als Werber erkennen geben zu müssen, ungeahnte Aktualität erhält?
Der Diversity-Tag ist inzwischen so etwas wie ein Zahltag geworden. Unternehmen lassen die Hosen herunter, um zu zeigen, wie weiblich, bunt und inkludiert sie tatsächlich sind, damit sie sich auch in den kommenden 12 Monaten modern nennen dürfen. Gen X, Y und Z verlangen das angeblich.
Aber haben Agenturen diesen Bückling wirklich nötig? Müssen sie sich wirklich so klein machen, um der allgemeinen Erwartung an Political Correctness zu genügen? Agenturen waren schon immer Orte, an denen die Herkunft der Mitarbeitenden weniger eine Rolle spielte als anderswo. In Agenturen waren schon Frauen Vorgesetzte und Vielverdiener, als um den Paragraphen 218 noch öffentlich gestritten wurde. Selbstverständlich gab es auch in Agenturen reichlich Fälle, die später nicht nur zu einem Hashtag #mettoo führten. Natürlich gab es auch hier Affären, Machtmissbrauch und Ungerechtigkeit. Dennoch war das Gesamtklima in den kreativen Unternehmen schon immer aufgeschlossener, ungezwungener und liberaler als in anderen Branchen. Und doch gibt es eine Unsicherheit, ob die eigene Zunft noch ihren Magnetismus und ihre Faszination erhalten kann. Aber sollte sich dieses Bild durch eine Fachkampagne oder digitale Geschenke wirklich verändern können? Das Einzige, das wirklich etwas ändert, sind die Menschen selbst.
Chefs, die Wertschätzung vermitteln und Pay-Gaps verhindern. Prozesse, die dazu führen, dass das Tagesgeschäft im Rahmen eines normalen Arbeitstages zu leisten ist. Kolleginnen und Kollegen, die Verständnis und Unterstützung für die Belange junger Eltern oder ihre Eltern Pflegenden aufbringen. Das alles lässt sich mit den altertümlichen Begriffen Betriebsklima und Unternehmenskultur beschreiben. Das benötigt keinen Diversitiy-Tag, keine Gattungs-Kampagne und keine digitalen Gefälligkeiten. Einfach nur Menschlichkeit.
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