Das Thema der Woche: WACHSTUM VERSPEIST ETHIK ZUM FRÜHSTÜCK.
Mit der Markenbekanntheit ist das so eine Sache; wem vor 14 Tagen Fynn Kliemann als Influencer schon ein Begriff war, konnte innerhalb einer Woche in Echtzeit erleben, wie er von Jan Böhmermann zuerst durch den Kakao gezogen wurde und dann so richtig schön ikarus-mäßig abschmierte. Nur Tage, nachdem ihm öffentlich nachgewiesen wurde, dass er bei einem Maskendeal getrickst hatte, verabschiedeten sich ABOUT YOU, VIVA CON AGUA, EWE, BERENTZEN, TOOM und die SANITY GROUP von ihrem Million-Dollar-Baby mit der vermeintlich weißen Weste.
Ja, er hat betrogen. Ja, er hat sich in der Folge als Opfer geriert, statt in die Offensive zu gehen. Dabei hat er zuerst sich, dann seine Personenmarke, dann sein Unternehmen und in diesem Fahrwasser natürlich auch die Unternehmen seiner Partner beschädigt. Dann also lieber Reißleine.
Dabei war das größte Problem von Fynn Kliemann, dass er seine eigene Markenführung sträflich aus den Augen verloren hat. Wer ein Unternehmen auf Fairness, Ehrlichkeit und Authentizität aufgebaut hat, muss diese Stützpfeiler unter allen Umständen auch in Phasen starken Wachstums hegen und pflegen. Wenn die Ethik bei der Skalierung unter die Räder gerät, ist das bei einem Unternehmen mit diesem Geschäftsmodell kein Stockfehler, sondern kapitales Versagen.
Die Gier nach dem großen Deal oder dem schnellen Geld wird ganz schnell zum Eigentor, wenn die ursprünglichen Grundsätze dabei über den Haufen geworfen werden. Noch dazu, wenn strategische Partnerschaften, die eben wegen dieser Grundsätze überhaupt zustande gekommen sind, auf eine Weise brüskiert werden, wie es Kliemann in diesen Fall getan hat.
Womit wir beim Risiko des Einsatzes von Influencern sind. Ist ein Profisportler, der sich auf einer Party danebenbenimmt und von Fotografen dabei erwischt wird, höchstens ein Ärgernis, ist das bei den heutigen Markenpartnerschaften schon mehr. Ein Testimonial ist für das Publikum ein bezahlter Markenbotschafter. Mehr nicht. Ein Influencer hingegen betont immer seine eigene Unabhängigkeit von Marken und lässt sich folglich auch für seine Authentizität honorieren. Im Kreise seiner Follower genießt er dafür Respekt. Ein Influencer, der gegen dieses ungeschriebene Branchengesetz verstößt, hat verspielt.
Diese Erfahrung macht Fynn Kliemann gerade auf eklatante Weise. Es wäre ihm zu wünschen, dass er persönlich und seine insgesamt mindestens neun Unternehmen diesen Schaden überstehen werden. Eine zweite Chance hat schließlich jeder verdient.
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